Navigieren in Oberdiessbach

Geschichte und Film

Wichtige Kulturgüter

Kirche (Neubau 1498 mit Wappenrelief und Wappenscheiben von 1560, Grabkapelle für Albrecht von Wattenwyl, gestorben 1671), das alte und das neue Schloss, der Diessenhof und weitere gut erhaltene Gebäude.

Zum Ortsnamen

Früher Diessbach, seit 1713 ist die Schreibweise Oberdiessbach bezeugt. 

Bedeutendste Ereignisse in der Geschichte des Dorfes

1218: Nach dem Tode des letzten Zähringers, Berchtold V., Gründer von Bern, geht der "Hof Diessbach" in den Besitz der Kyburger über.

1331: Nach zehntägiger Belagerung und Fall der "Diessenburg" wurde Diessbach erneut durch Bern beeinflusst.

1406: Die Kyburger verarmten und Diessbach ging endgültig in den Besitz von Bern über. Meistens schickten sie "Bernburger", die über den "Hof" regierten und ihn zu verwalten hatten. So waren die Diessbacher unter anderem auch verpflichtet, für die Berner Kriegsdienst zu leisten.

1798: Bis zu diesem Datum, dem Untergang des alten Berns, blieb Diessbach eine Freiherrschaft.

2018: 800-Jahr-Feier Gemeinde und 350-Jahr-Feier Neues Schloss Oberdiessbach.

Jubiläumsjahr 2018

Mit über 40 Veranstaltungen und einem grossen Jubiläumsfest feierte das Dorf das 800-jährige Bestehen der Gemeinde und das 350-jährige Neue Schloss.

Festanlass mit Gästen

Ehemalige Gemeinde Aeschlen b. O.

1303 Eschlon. Die Burg Diessenberg nördlich der Falkenfluh war Zentrum der späteren Herrschaft Diessbach, zu der Aeschlen gerichtlich gehörte (hochgerichtlich zum Landgericht Konolfingen). Grundbesitzer waren auch Klöster wie Interlaken und Fraubrunnen. Aeschlen war (und ist heute noch) Teil der Kirchgemeinde Oberdiessbach. Die Bauernschaft setzte 1592 die Teilung der gemeinsamen Allmend gegenüber den Nachbardörfern durch. Die Erschliessung der Gemeinde durch Postkurse nach Oberdiessbach ab 1884 und der moderne Privatverkehr eröffneten auswärtige Arbeitsmöglichkeiten.

Ab 1.1.2010 Ortsteil der Gemeinde Oberdiessbach.

Jahr

Einwohner/innen
1764 204
1850 455
1900 348
1950 321
1970 244
2000 317
Ehemalige Gemeinde Bleiken b. O.

Erste urkundliche Erwähnung 1316 unter dem Namen Bleikon. 1336 erschienen die Bezeichnungen Obrenbleikon und Nidern Bleikon; von 1349 ist Bleichen überliefert. Der Ortsname geht ursprünglich auf einen Flurnamen zurück; das schweizerdeutsche Wort Bleike(n) bedeutet so viel wie Geröllhalde oder Schutthalde.

Seit dem Mittelalter gehörte Bleiken zur Herrschaft Diessbach. Im Jahr 1406 gelangte das Dorf unter die Herrschaft von Bern, die hohe Gerichtsbarkeit wurde von Konolfingen ausgeübt. Ab 1768 war Bleiken eine selbständige Gemeinde, vorher war es Teil von Buchholterberg. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) gehörte Bleiken während der Helvetik zum Distrikt Steffisburg und ab 1803 zum Oberamt Konolfingen, das mit der neuen Kantonsverfassung von 1831 den Status eines Amtsbezirks erhielt. Das 1881 bei der Falkenfluh errichtete Kurhotel dient heute als Mehrfamilienhaus.

Seit 1.1.2014 Ortsteil der Gemeinde Oberdiessbach.

Jahr Einwohner/innen
1900 388
1960 275
2013 392
Sagen mit "Tatort" Oberdiessbach

Die goldene Kette

Einst lebte in Oberdiessbach ein ehrbarer Nagelschmied. Der war arm und konnte sich und seine Familie mit seiner Hände Arbeit nur kümmerlich ernähren. Schon in früher Morgenstunde liess er seinen Amboss erklingen, und unter seinen kräftigen Streichen sprühten die Funken durch die Schmiede, bis die Sonne ihren Lauf vollendet hatte. Dann zog er seinen Lederschurz aus, freute sich der geleisteten Arbeit und war glücklich und zufrieden mit seinem Schicksal.

Eines Morgens trat ein armes, verhutzeltes Weiblein in die Schmiede und wollte ein paar Nägel kaufen. Und weil der Schmied ein gutes Herz hatte, schenkte er ihr die Nägel und lud die Frau ein, mit seiner Familie das Morgenbrot zu teilen. Das Weiblein dankte höflich und bemerkte im Fortgehen: «Jede Guttat trägt Zinsen. Sie sollen dir nicht ausbleiben. In der Sankt-Andreas-Nacht, wenn die Glocke die elfte Stunde geschlagen hat, gehe hinauf zum Schlosshügel mit den drei Kastanienbäumen. Dort, wo der Mondschatten hinfällt, liegen zwei schwere, goldene Ketten vergraben. Die eine gehört dir, die andere verkaufe und gib den Erlös den Armen.» Bei diesen Worten verschwand das Weiblein. Der Schmied traute der Sache nur halb, tat aber doch, wie ihn die Alte geheissen, ging zur bestimmten Stunde hinauf zum Schlosshügel, grub nach und fand richtig die beiden goldenen Ketten. Er wurde ein reicher Mann. Aus dem Geld, das er aus der einen löste, unterstützt man noch heute arme, tüchtige Jünglinge, die ein Handwerk erlernen wollen.

Der Geist im Spechtenloch

Hinten im Diessbachgraben bei Oberdiessbach hat das Bächlein inmitten mächtiger Tannen einen malerischen Felsenkessel ausgewaschen. Das Volk nennt die Schlucht das Spechtenloch. Nicht ohne geheimes Bangen gehen Kinder da hinauf. Sie fürchten sich vor dem Spechtenlochpfaff, der in der einsamen Waldschlucht hausen soll. Vor der Reformation soll zu Oberdiessbach ein gottloser Priester gelebt haben, der den Namen eines Knechtes Gottes kaum verdiente. Er führte ein zügelloses Leben. Statt fleissig die Heilige Schrift zu lesen und sie der Gemeinde auszulegen, stieg er heimlich in den Keller hinab, trank und spielte mit ausgelassenen Gesellen, oder er ging als leidenschaftlicher Jäger dem Weidwerk nach. Da strafte Gott den Übermütigen seines lasterhaften Lebens wegen. Als er eines Tages eben im Begriffe war, die Kellertreppe hinabzusteigen, glitt er aus, brach das Genick und starb. Im Grabe aber konnte er keine Ruhe finden. In mondhellen Nächten stieg er aus seiner modrigen Gruft hervor und irrte im Dorfe herum. Die Leute schreckte er bald als schwarzer Hund mit feurigen Augen, bald als brennender Knochenmann oder als grüner Jäger. Schliesslich gelang es einem Kapuziner, ihn einzufangen und zu bannen. Die einsame Waldschlucht, das Spechtenloch, wurde ihm zum Aufenthaltsort angewiesen. Jahr für Jahr darf er um einen Hahnenschritt dem Dorfe näher rücken. Schon ist er bei der Mühle angelangt. Hat er einmal wieder den geweihten Boden der Kirche betreten, so ist er erlöst und wird Ruhe finden.

Quelle: Fritz von Gunten, Sagenhaftes Emmental, 2008, zu beziehen beim Autor unter www.fritzvongunten.ch

Mit freundlicher Genehmigung des Autors.